Ist das Internet erwachsen?

Ich bin erwachsen – ist es das Internet auch?

Manchmal möchte man meinen das Internet ist wie ein kleines quengelndes hochintelligentes Kind. Immer zupft es dich an deinen Hosen (oder Rock) und möchte deine Aufmerksamkeit. Bitte schau (klick) doch mal hier und schau, was ich tolles gemalt (getweetet) habe. Hast Du schon gesehen wie viel Sachen ich in der Wohnung verteilt habe (überquellendes Mailprogramm)? Und schau mal mein ganzes neues Spielzeug (Apps und Programm-updates)!

Ganz selten ist es mal ruhig und dummerweise muss ich es doch manchmal wecken: Wenn z.B. die Frage auftaucht, ob die Abkürzung DVD wirklich digital versatile disk heisst und nicht digital video disk. Ja dafür ist das allwissende Kind gut. Und dann? Ist es erstmal wieder wach, stolpert gleich die nächste Frage in den Raum – was ist denn dann eigentlich streamen genau und wollen wir jetzt bei Amazon-instant Video gleich einen Film gucken? Oder mal schauen was es eigentlich im Kino gibt?

Schön wäre eine Einstellungsmöglichkeit zur Nutzung: Heute soll es mich gar nicht stören, morgen mit neuen Einfällen und Nachrichten bombardieren usw.
Ein Kind bereichert das Leben mit neuen Einsichten und gibt uns andere Blickwinkel, lenkt uns von der Arbeit ab und bringt uns dazu, mal gewohnte Pfade zu verlassen. Schön, doch erziehen müssen wir es trotzdem, ja, wir müssen uns erziehen – sonst – ja was sonst eigentlich?
Zeit wird verplempert, wir sind nicht mehr produktiv usw.

Ich bin erwachsen – das Internet nicht – es muss von mir erzogen werden. Dabei ist es historisch betrachtet fast genauso alt wie ich. Gegründet 1969 als sog. ARPANET war es eigentlich zu militärischen Dingen erschaffen. Erst Mitte/Ende der 90er öffnete sich die Technologie langsam für den Otto-Normal-Verbraucher. 5 Jahre nach der Jahrtausendwende, da fing es endlich an interessant zu werden. Immer mehr Möglichkeiten gab es nun auch für Nichtprogrammierer seine eigenen Webinhalte zu erstellen.
Nun, wo wir im Moment stehen, weiss jeder selbst am besten.

Wenn wir also nicht 1969, sondern die Jahrtausendwende als Geburtsstunde des Internets postulieren, dann ist es jetzt 15 Jahre alt. Steckt also mitten in der Pubertät.
Oh Gott – jetzt wird mir alles klar – wir müssen also mindestens noch 5 Jahre warten bis das Internet wirklich erwachsen ist..
.. und hoffentlich wird es das wirklich und bleibt nicht bis Ende Zwanzig im gemütlichen Heim bei den Eltern.

2 Gedanken zu „Ist das Internet erwachsen?“

  1. Hallo Philipp,

    sehr schöner Artikel und ein toller bildlicher Vergleich mit dem kleinen Kind hast du dir hier einfallen lassen. Echt gelungen und wenn man es so wie du siehst, dann steckt das Internet wirklich noch mitten in der Pubertät.

    Eine andere Sichtweise, wäre die der Kommerzialisierung des Internets. Wenn ich mal die Ablenkungen und das ständige Schreien nach Aufmerksamkeit außer Acht lasse, dann ist das Internet weit über die Pubertät hinaus. Die Umsätze und Gewinne, die Startups oder große Onlineshops mittlerweile über das Internet erwirtschaftet, sind doch schon sehr beachtlich.

    Außerdem finde ich es bemerkenswert, welche Auswirkungen das Internet auf unser tägliches Leben hat. Wir kaufen viele Dinge Online ein, lesen häufig auf Online-Portalen die täglichen Nachrichten und schauen lieber Filme auf YouTube, als den Fernseher einzuschalten.

    Das alles hat natürlich große Auswirkungen auf andere wirtschaftliche Bereiche. Die Einzelhändeler verdammen große Onlinehändler wie Amazon, weil ihre Umsätze immer weiter sinken. Viele Tageszeitungen mussten bereits ihre Redaktion schließen, weil die Auflagen rückläufig waren und es immer noch sind.

    Für mich ist das Internet wirtschaftlich gesehen also schon längst aus den Kinderschuhen heraus gewachsen und ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent für andere Wirtschaftszweige geworden.

    Nerven tut es aber natürlich trotzdem, wenn es immer wie ein Kleinkind um Aufmerksamkeit schreit. Aber auch dahinter verbirgt sich meist ein riesiges Unternehmen, welches mit dieser Aufmerksamkeit Geld verdient. Und das nicht gerade wenig 😉

    Viele Grüße
    Enrico

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    • Hallo Enrico,

      vielen Dank für Deinen Kommentar – oder schon eher – für deinen Artikel 🙂
      Damit hast Du natürlich recht – oft steckt ein großes Unternehmen dahinter, welches im großen Stil dafür kassiert.
      Früher waren es Werbebriefe, -Faxe, und -Anrufe, heute großflächige digitale Kampagnen.

      Würde gerne mehr dazu schreiben – fehlt nur gerade die Zeit 😉

      Viele Grüße
      Philipp

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